Das Bandoneon

Als ich die Idee hatte Musik zu machen, die etwas mit dem Ruhrgebiet zu tun hat, lag die Frage nahe:
Gibt es ein Instrument, das eine Tradition im Ruhrgebiet hat?

Zumindest gab es das tatsächlich einmal: Das Bandoneon.

Heute ist das – selbst im Ruhrgebiet – kaum noch bekannt und schwer zu glauben, denn das Bandoneon wird heute eigentlich immer mit dem argentinischen Tango in Verbindung gebracht.Tatsächlich wurde das Handzuginstrument Bandoneon Mitte des 19ten Jahrhunderts an der Periferie des Ruhrgebiets vom Namensgeber Heinrich Band in Krefeld entwickelt.

Ab 1900 bildeten sich in der Arbeiterschicht des Ruhrgebiets viele Bandoneonvereine, die sich dem Zusammenspiel meist einfacher Volksmusik widmeten. In jeder Stadt des Ruhrgebiets gab es bis zur Mitte des Jahrhunderts mehrere solcher Bandoneonvereine. Noch in den 30er Jahren gehörte das „Klavier des kleinen Mannes“ zur Grundbesetzung der Tanz- und Unterhaltungskapellen.


In der 2. Hälfte des 19ten Jahrhunderts gelangte das Bandoneon auch nach Südamerika und wurde zur Stimme des Tangos in Argentinien und Uruguay. Von dort kam es dann mit neuer Spielweise und dem Tango zurück nach Europa. Es wurde hier immer mehr mit dem Tango assoziiert, während die Bandoneonvereine nach und nach verschwanden. Heute existiert im Ruhrgebiet nur noch ein einziger Verein; die Bandoneonfreunde Essen.

Insofern bietet ‚REVIERKLANG‘ auch dem Bandoneon eine zeitgenössische musikalische Plattform, jenseits von Schlager, Volksmusik und Tango.

Franz Roglitzki (1903-1983), Lokomotivführer und Maschinist in der Binnenschifffahrt, Duisburg
Foto: Stadtarchiv Krefeld